Zu meinem 40. Geburtstag habe ich von meiner Frau eine Drehmaschine geschenkt bekommen. Dazu habe ich noch viel Zubehör und Werkzeuge gekauft, die den Preis der Drehmaschine bei weitem überstiegen haben. Jetzt, 21 Jahre später, möchte ich meine Erfahrungen weitergeben, in der Hoffnung, dass Einsteiger einige Fehlinvestitionen und Irrwege vermeiden können.
OK, man hat eine Drehmaschine gekauft oder geschenkt bekommen. Das Zubehör fehlt oder ist unvollständig.
Was braucht man wirklich?
Zubehör für die Drehmaschine
Zuerst habe ich alles Zubehör gekauft, das es gab. Die Vierbackenfutter, einzeln und zentrisch spannend, liegen seit 20 Jahren unbenutzt in der Schublade. Genauso wie die feste Lünette und die Planscheibe.
Gebraucht habe ich bisher
- Mitlaufende Körner-Spitze und Bohrfutter für den Reitstock
- einen Satz Zentrierbohrer
- Mitlaufende Lünette
- Dreikant-Schaber
- Spänehaken
- Malerpinsel zum Abkehren und Zusammenkehren der Späne, auch zum Auftragen von Schneidöl oder Spiritus
Drehmeißel
Von den Drehmeißeln mit Hartmetallplättchen wollen wir hier gar nicht erst anfangen. Zum Schleifen braucht man Schleifscheiben aus Siliziumkarbid und Edelkorund und einen Schleifbock dazu. Dafür habe ich unnötigerweise ca. 300 € ausgegeben.
Man sollte gleich auf Drehwerkzeuge mit Wendeschneidplatten umsteigen. Und viele verschiedene Ausführungen sind gar nicht nötig.
Die Grundausstattung reicht:
- Rechter Seitendrehmeißel 4980
- Spitzer Drehmeißel 4975
- Rechter Innendrehmeißel 4973
- Stechdrehmeißel 4981
Meißelhalter
In der Regel sind Drehmaschinen ab Werk mit einem 4-fach Drehmeißelhalter ausgerüstet, bei dem die Höhe der Drehmeißel durch Unterlegen von Blechstreifen eingestellt wird. Das sollte man sich nicht antun und in einen Multifix-Halter investieren. Es gibt inzwischen preiswerte Nachbauten, die ihren Zweck erfüllen.
Drehbares Material
Ich habe von einem Arbeitskollegen 2 Meter Rundmaterial bekommen und bin daran verzweifelt. Ich konnte einfach keine vernünftigen Ergebnisse erzielen. Bis mir klar wurde, dass dieses Material einfach nicht zum Drehen geeignet ist.
Man muss also auf jeden Fall gutes Material zum Drehen verwenden. Je nachdem, was man drehen will, sind folgende Materialien erste Wahl:
- Al Cu Mg Pb Aluminium in Drehqualität
- C45 Stahl für mittlere und niedrige Beanspruchung
- 42CrMo4 Stahl für Achsen
- MS58 Messing in Drehqualität
- RG7 Lagerbronze
Abstechen
Abstechen ist einfach, wenn man es kann.
Neben einem scharfen und richtig eingestellten Abstechmeissel braucht es Drehzahl und einen engagierten Vorschub.
Beim Abstechen geht die Schnittgeschwindigkeit fast auf null zurück. Deshalb muss die Drehzahl kontinuierlich erhöht werden, was mit einer stufenlosen Drehzahlregelung möglich ist. Üblicherweise stellt man die Drehzahl auf die obere Schnittgeschwindigkeit für den jeweiligen Werkstoff ein und stellt entsprechend schnell zu.
Mit etwas Übung ist dies leicht zu bewerkstelligen.
Gewindeschneiden
Ja, man kann mit der Drehmaschine Gewinde schneiden. Das macht aber nur bei speziellen und exotischen Gewindegrößen Sinn. Für alle Gewinde, für die es Innen- und Außengewindeschneider gibt, sollte man diese verwenden. Beim manuellen Gewindeschneiden kann die Drehmaschine als Hilfsmittel eingesetzt werden. Dabei wird das Schneideisen oder der Gewindebohrer von Hand geführt und durch die Zentrierspitze oder die Pinole zur Richtungsstabilisierung unterstützt.
Nice-to-have Features
Natürlich gibt es auch Dinge, die die Arbeit an der Drehmaschine erleichtern. Dazu gehört eine stufenlose Drehzahlverstellung oder ein schaltbares Getriebe. Damit sind Drehzahländerungen wesentlich einfacher als das Wechseln von Keilriemen und man kommt der optimalen Schnittgeschwindigkeit immer näher.
Messlineale mit Digitalanzeige sind vor allem dann von Vorteil, wenn nur gelegentlich an der Drehmaschine gearbeitet wird. Das Nullstellen ist einfach und die Verdoppelung beim Zustellen in der x-Achse machen gute Digitalanzeigen automatisch.
Spiralbohrer mit großem Durchmesser sparen Zeit beim Bohren größerer Löcher. Ich habe einen Satz Spiralbohrer von 14,5 mm bis 23 mm mit Morsekonus. Damit kann ich sie direkt in den Reitstock einspannen, aber auch in die Ständerbohrmaschine.
Was Sie sonst noch brauchen
Neben diversen Messwerkzeugen wie Messschieber (digital oder mit Uhr), Gewinde- und Radienlehre benötigt man ein Tabellenbuch Metall und eine gute Werkstattausrüstung.
Ansonsten ist es ein weites Feld und hängt davon ab, was man mit der Drehbank macht und welche Aufgaben anstehen.
Und natürlich ist es von unschätzbarem Wert, einen Freund zu haben, der Werkzeugmacher oder ähnliches gelernt hat und einem immer mit Rat und