Die erste (richtige) Fahrt mit Karla
Nachdem ich mich um Vergaser, Bremsen und die Seitenwagen-Geometrie gekümmert hatte, kam der Zeitpunkt für die erste Fahrt (über 300m). Ich entschloss mich Heino in Königstein zu besuchen.
Als erstes fiel auf, dass der Lenkungsdämpfer recht wirkungslos ist. Die Bremsleistung aber adäquat.
Auf der B519 Richtung Königstein konnte ich zügig beschleunigen und kam im 4ten Gang an.
Dann war der Spaß massiv getrübt – Karla ruckelt als ob ein paar Zähne in den Zahnrädern fehlen.
Also im Königsteiner Kreisel gedreht und im 3ten Gang nach Hause gefahren.
Dort habe ich erst mal das Getriebeöl abgelassen und entsprechende Metallspäne gefunden. Also ist eine Getriebereparatur angesagt.
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Ein vorderes Nummernschild für die R61
In meinem Fundus befand sich noch ein schönes vorderes Nummernschild, welches zeitlich zur R61 passt. Auch die ehemalige Preußische Provinz Hessen-Nassau (IT-xxxxx) passt zu meinem Wohnort.
Allerdings sind die Bohrungen im Kotflügel deutlich enger als beim Nummernschild. Daher lässt sich vermuten, dass der vordere Kotflügel nicht original BMW ist, oder er keine Bohrungen hatte und in einem Land benutzt worden, bei dem die Bohrungen enger zueinander liegt.
Da ich weder in das Nummernschild noch in dem Kotflügel neue Bohrungen anbringen wollte, wurden zwei spezielle Haltelaschen aus Blech geschnitten und gebogen. Ein wenig schwarze Farbe und alte Schrauben und Muttern aus der Krabbelkiste – schon sieht es authentisch aus.
Sicherheitshalber habe ich vorne und oben noch einen Kantenschutz angebracht.
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Suspekte Hinterachse an der R61
Die hintere Achse macht einen suspekten Eindruck.
Das Gewinde ist ein Grobgewinde mit unklaren Steigung und Flankenwinkel. Irgendetwas zwischen metrisch und zöllig. Die Mutter aus Alu und braucht 3 Unterlegscheiben. Ein Druckstück mit Kegel und Fetteinlage stützt das hintere Rad.
Da hab ich mir mal eine neue Achse samt Mutter bei Ulis gekauft - ist mir sicherer.
Die Bilder zeigen die beiden Achsen im Vergleich.
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R61- Rechte Fußraste zu kurz
Irgendwie sah die rechte Fußraste mit dem Bremshebel etwas falsch aus. Entweder der Bremshebel oder die Raste ist zu kurz.
Also mal schnell genauer geschaut. Die Ausleger der linke und die Sozius-Rasten sind gleich lang; der Ausleger der rechten Raste muss länger sein.
Da der „Restaurierer“ wahrscheinlich die Längere gerade nicht greifbar hatte, wurde eine Kurze montiert.
Glücklicherweise hat BMW die Rasten von den 30er bis Anfang der 90er Jahre nicht wesentlich verändert - ein Gleichteil für über 50 Jahre!
Bei der Frühjahrs-Veterama gab es ein brauchbares Teil für €5.
zu kurze Raste richtige lange Raste
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Vergaser K-37A
Die R61 hat Vergaser des Typs K-37A aus russischer Produktion. Der K-37 ist ein Nachbau des Graetzin G24 Vergasers der R71. Der K-37 hatte zusätzlich einen schmalen Behälter an die Schwimmerkammer angeflanscht.
Beim K-37A entfiel dieser (nutzlose) Zusatzbehälter und der Deckel der Schwimmerkammer wurde mit zwei Schrauben befestigt, wie bei Bing Vergasern.
Meine beiden Vergaser sahen optisch recht gut aus und hatten seit der Revision erst 170 Km auf der Uhr. Allerdings vor fast 10 Jahren. Also schadet eine Grundreinigung nichts. Auch wollte ich die Einstellung und Düsen kontrollieren. Meine 4 Startversuche dauerten immer sehr lange und die Zündkerzen waren stark verrußt. OK, im Kurzstreckenbetrieb von jeweils ca. 200 Metern nichts Ungewöhnliches. Aber die Erfahrung zeigt (z.B. 4.8er Schrauben für Rahmenverschraubungen), lieber mal überall reinschauen und kontrollieren was der Restaurator da gemacht hat.
Die Nadelstellung war im 2. Loch, die Hauptdüse mit jeweils 160 "etwas" zu groß. Vergleichbare Bestückungen haben ca. 100er Hauptdüsen.
Die Einzelteile wurden im Ultraschallbad bei 60°C mit Tickopur TR3 gereinigt. Danach gut ausgespült und einer Balistol Dusche unterzogen. Die rechte Hälfte des Bildes zeigt die gereinigten Teile, links die ungereinigten.
Die Kontrolle mit dem Haarlineal ergab einen leicht verzogenen Anschlussflansch an beiden Vergasern. Da der Verzug jeweils gering war wurde die Drehmaschine nicht bemüht, sondern die Flansche mit 240er Schleifpapier geplant.
Der Dichtsatz des K-37A besteht aus einer Schwimmerkammer-Deckeldichtung und drei Vulkan-Fiber Dichtringen der Masse 5-9-1, 6-10-1 und 16-20-1 (jeweils Innendurchmesser-Außendurchmesser-Stärke in mm).
Als Schwimmerkammer-Deckeldichtung kann die Dichtung der Bing Vergaser benutzt werden. Auch könnte der 7g Bing-Schwimmer bei Bedarf genommen werden. Weitere Bing Teile passen leider nicht - Bing Hauptdüsen haben 6mm Gewinde, die Gemisch-Regulierschraube 7mm. Jeweils 1mm zu viel.
5mm Düsen werden allerdings auch bei Dellorto Vergasern benutzt. Hier habe ich mir 2 Tuningsätze mit jeweils einer Düse der Größen 80 – 125 im Rollerzubehör bestellt. Das sollte für Abstimmungsversuche reichen.
Die Vergaser Grundeinstellung mit der ich meine Fahrversuche beginne:
- Nadelposition - 3te Bohrung
- Hauptdüse - 100er
- Gemisch-Regulierschraube - 1 ½ Umdrehungen raus
- Standgas-Schraube - 1 Umdrehung rein
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Hilfsmittel zur Seitenwagen-Geometrie-Einstellung
Die Einstellung geht schnell von der Hand, wenn man die richtigen Hilfsmittel hat.
Da ich schon eine Richtlatte aus Alu hatte habe ich noch eine Zweite gekauft. Natürlich geht das auch mit einer Holzlatte.
Auf die Richtlatte habe ich Markierungen für =0, 200 und 207 cm angebracht. 200cm als Abstand für Einzylinder, 207 cm als Abstand für Boxer.
Dann noch vier Holzklötze gesägt um die Latten entsprechend höher am Reifen anzulegen.
Um den Sturz des Motorrads einzustellen habe ich mir ein Lot gedreht. Das ist die einfachste Lösung.
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Einstellen der Seitenwagen-Geometrie
Die Einstellung des Seitenwagens stand auf der Liste der grundsätzlichen Arbeiten an Karla. Dies wurde noch in der Priorität erhöht, nachdem der TÜV Prüfer, ein erfahrener Gespann-Fahrer, die schlechte Fahrbarkeit und die negative Vorspur anmerkte.
Die Einstelldaten sind schnell gefunden. In der BMW-Kundendienst-Mitteilung von 1952 werden diese wiedergegeben und die Einstellung genau beschrieben.
Datei im Download-Bereich.
Als ich anfing, die Vorspur einzustellen, ging mir das Rohr aus. Der Verschiebe-Bereich der hinteren Befestigung ermöglichte nur 0 Vorspur. Für die richtige Einstellung fehlte 1 cm Rohr.
Nach kurzer Überlegung und Sichtung meines Materiallagers beschloss ich einen Stopfen aus Vollmaterial zu drehen. Dieser passt saugend in das Rohr und ist zusätzlich mit Stabilit-Express fixiert. Er verlängert das Rohr um 3 cm und steckt 5 cm tief im Rohr. Damit konnte die Vorspur auf den richtigen Wert eingestellt werden.
Die Neigung war dann an den Befestigung-Streben schnell eingestellt. Allerdings waren die Streben zwar mit Feingewinde-Schrauben befestigt, aber nur in der Festigkeitsklasse 4.8. Baumarktqualität, die an Rahmenverschraubungen nichts zu suchen hat. Sie sind sofort ausgetauscht worden.
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Der Seitenwagen ist identifiziert
Das Boot ist ein polnischer Junak WB1 aus den 50er Jahren. Danke an Lukas aus dem VFV Forum.
Der Rahmen hat auch die Junak-typische Gummiband-Federung, allerdings scheint der Rahmen etwas breiter und massiver. Es könnte somit ein, mit der Junak Federung modifizierter Rahmen eines anderen Herstellers sein.
Die Rückleuchte des Seitenwagens ist auch Junak-typisch. Ein Hella-Nachbau. Das Unterteil ist jedoch ein gebogenes Blechteil.
Die Begrenzungsleuchte auf dem Seitenwagen-Kotflügel, wie auch der Haltegriff sieht nach Vorkrieg aus. Wahrscheinlich aber aus Osteuropäischer Produktion.
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Suche den Herstelle/Typ meines Seitenwagens
Biete eine Flasche Ramazzotti oder Wein für denjenigen/diejenige, welche es nennen und belegen kann.
Rahmen:
- Der Rahmen ist aus 34mm Rohr gebaut.
- Das Rad hat eine BMW Radnabe
- Die Federung ist mit Gummibändern
- Auf der Schwingachse ist 03.02.01 eingeprägt
Boot:
- nicht durch die BMW Plakette und Linierung täuschen lassen!
- Das Boot ist recht leicht und nicht so groß
- Die Sitzlehne war klappbar und und wurde durch einen heben auf der rechten Seite entriegelt
- vorne und hinten ist recht viel gespachtelt. Die Nase war evtl. nicht so rund.
- Hinten sind zu gespachtelte Löcher von einem Gepäckträger
- Die Persenning war vorne mit vier und hinten mit zwei seitlich der Sitzlehne angebrachten "Pilzköpfen" befestigt.
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