Als Deutscher ist man schon ein bisschen Daten-paranoid. Meine Kollegen aus anderen europäischen Ländern und vor allem aus den USA verstehen nicht, dass man Vorbehalte gegen Dropbox, iCloud, Google etc. hat. Diese Dienste funktionieren doch einfach und bequem. Datenschutz oder Datensparsamkeit sind dort kein großes Thema, solange Innovation und Usability stimmen.
Da ich mit verschiedenen Rechnern arbeite - Firmenlaptop, privater & Linux-Laptop, Rechner im Büro und in der Werkstatt, iPhone & iPad - entsteht der Wunsch, bestimmte Daten, Termine und Kontakte über alle Systeme hinweg synchron zu halten.
Der Wunsch nach einer eigenen Cloud-Lösung war geboren.
In einer Artikelserie in der ct (Ausgabe 21/2014) wurde beschrieben, wie man ownCloud auf einem kleinen Server einsetzt. Ich hatte ownCloud bereits auf meinem Strato Webspace eingesetzt, allerdings mit mäßigem Erfolg.
Ich hatte bereits einen Server in Betrieb, der sich aber nur einschaltet, wenn ein lokaler Client gestartet wird (LightsOut Add-in). Würde ich diesen nun ständig laufen lassen, wären mir die Stromkosten von ca. 100 Euro pro Jahr viel zu hoch. Also musste eine kleine, stromsparende Plattform her. Mein Raspberry PI kam nicht infrage. Der ist zu lahm. Da mein Arbeitgeber zu diesem Zeitpunkt gerade den QorIQ Layerscape LS1021A, einen Dual-Core ARM A7, mit SATA und GB-Ethernet auf den Markt brachte, wäre das die Maschine der Wahl gewesen. Allerdings gab es keine Debian-Portierung, sondern nur einen Yocto-Build. Sicherlich hätte ich mir selbst ein passendes Linux System erstellen können. Aber das war mir viel zu aufwendig. Das Computersystem sollte out-of-the-box mit Debian laufen.
Meine Wahl fiel auf einen CubieTruck (Cubie Board 3) als Server. Dieser wurde auch in dem oben genannten Tutorial beschrieben. Ich habe es dann in ein vorhandenes Micro-ATX Gehäuse eingebaut, die USB-Ports zur Frontplatte verlängert und mit einer Notebook-Festplatte bestückt. Der Stromverbrauch liegt im Betrieb immer unter 5 Watt - also unter 15 Euro im Jahr für den Betrieb. Das ist für mich ein akzeptabler Betrag.
Die Einrichtung des ownCloud-Servers war nach der Anleitung von ct recht einfach. Zusätzlich wurde das Dateiverzeichnis auf die Festplatte verschoben und über einen symbolischen Link in das Dateisystem eingebunden. Das Skript zum Verschieben des gesamten Systems auf die Festplatte funktionierte nicht fehlerfrei. Deshalb wurde diese Lösung gewählt.
Ein SSL-Zertifikat inklusive Zwischenzertifikat wurde über Start SSL bezogen und eingerichtet. Dies war etwas aufwendig, funktionierte aber letztendlich einwandfrei.
Für die Synchronisation der Daten wurde der ownCloud Client für Windows, Linux und iOS verwendet. Für die Synchronisation mit Outlook die cFoss Lösung. Diese wurde bald durch die Open Source Lösung von Gerhard Zehetbauer ersetzt. (https://sourceforge.net/projects/outlookcaldavsynchronizer/).
Updates auf eine neue Version von ownCloud waren etwas mühsam, da immer manuelle Nacharbeit nötig war. Durch den Wechsel vom Suse Repository wurde ownCloud nicht mehr aktualisiert. Da es sich um ein laufendes System handelte, wollte ich die Eingriffe auf ein Minimum reduzieren. Mittlerweile nutzen auch meine Frau und meine Mutter die Cloud, um Daten, Termine und Kontakte zu synchronisieren. Auch der Wechsel des Zertifikats bei Start SSL war eine Tüftelei.
Damit waren die Anforderungen an ein neues System definiert. Es sollte als Hardware auf einem Cubox-i mit i.MX6-Quad-Core (hatte ich als Award bekommen) basieren und eine SSD als Festplatte verwenden. Das Betriebssystem sollte ein aktuelles Debian oder Ubuntu mit Auto-Update sein. Das Zertifikat sollte von Let’s Encrypt sein und evtl. der ownCloud-Fork Nextcloud verwendet werden.
Ein schönes Projekt für das Winterbasteln 2016/17.